Mächtige Wasserkraft
Wer die Bäche im Urserntal rauschen hört, ahnt die Kraft, die in den Wassermassen steckt. Die einheimische Wasserkraft ist schweizweit die wichtigste erneuerbare Energiequelle. Und sie bestimmt auch den Erfolg des EW Ursern seit jeher. Gut platzierte, wirkungsstarke und sorgfältig unterhaltene Wasserkraftwerke sind das Rückgrat des Unternehmens. Da das EW Ursern zu 100 Prozent der Korporation Ursern gehört, sind die Wassernutzungsrechte langfristig gesichert.
Die vier bestehenden Wasserkraftwerke Oberalp, Hospental sowie Realp I und II erzeugen jährlich rund 30 Mio. kWh elektrische Energie. Der Strombedarf im Urserntal selber liegt heute ebenfalls bei etwa 30 Mio. kWh. Da aber die Produktion der Wasserkraft vor allem im Sommer mit der Schneeschmelze ihren Höhepunkt erreicht und im Winter die Reuss sehr wenig Wasser führt, ist das EWU nicht völlig autark. In den Mangelmonaten muss darum Zusatzenergie von Drittanbietern eingekauft werden. Im Sommer hingegen wird die Überproduktion im Strommarkt zum Verkauf angeboten.
Bis heute ist das Kraftwerk Oberalp die grösste Wasserkraftanlage des EW Ursern. Fast drei Viertel der jährlich erzeugten 11 Mio. kWh werden in den Sommermonaten generiert. Das 1962 in Betrieb genommene Kraftwerk wurde zuletzt im Jahr 2006 saniert. Dadurch konnte eine Wirkungsgradverbesserung von 9% erreicht werden. Es ist die einzige Anlage des EWU, die über eine Speichermöglichkeit verfügt. Mit dem Oberalpsee und der Stauanlage in der "Schöni" kann die Energieproduktion reguliert werden.
Im Jahr 2020 wurde eine Sanierung der Maschine in der Kraftwerkzentrale vorgenommen. Mit diesen Unterhaltsmassnahmen wird gesichert, dass dieses Kraftwerk bis zum Auslaufen der Konzession im Jahr 2039 elektrische Energie produzieren kann.
Kraftwerk Oberalp
Es ist das Wasserkraftwerk Hospental, mit dem die ganze Geschichte des EW Ursern begann: Im Februar 1902 beschloss eine ausserordentliche Talgemeinde der Korporation Ursern den Bau dieses ersten eigenen Kraftwerks. Und bereits im August desselben Jahres ging die Anlage in Betrieb. 1977 wurde das Kraftwerk Hospental komplett erneuert. Das Werk nutzt die Wasserkraft der Gotthardreuss und produziert im Jahresdurchschnitt rund 7,5 Mio. kWh an elektrischer Energie.
Kraftwerk Hospental
Seit 1913 liefert das Kraftwerk Realp I wertvolle Gotthardenergie. Diese stammt aus den Wasserkräften des Lochbachs sowie weiteren korporationseigenen Wasserläufen im Lipfersteingebiet. Im Jahr 2007, nach 800'000 Betriebsstunden, wurde die Anlage komplett neu gebaut. Dadurch gelang es, die Jahresproduktion von 2,4 auf rund 4 Mio. kWh zu steigern. Der Kostenaufwand belief sich auf 3,8 Mio. Franken – eine Investition, die sich gelohnt hat, insbesondere auch darum, weil dieses Kraftwerk von der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) profitiert.
Kraftwerk Realp I
Das Kraftwerk Realp II ist der jüngste Spross der Kraftwerksfamilie des EW Urserns. Es ist seit Ende 2017 in Betrieb und produziert jährlich rund 10 GWh. Damit können umgerechnet ca. 2'500 Haushalte mit erneuerbarer Energie aus Wasserkraft versorgt werden.
Das Wasser wird im Gebiet "Schweig" ob Realp gefasst, unterhalb des Zusammenlaufs der Mutten- und der Witenwassernreuss. Die Druckleitung verläuft zunächst durch einen rund 300 Meter langen Stollen, geht dann unterirdisch durch Wiesland und die Witenwassernstrasse, um schliesslich über einen 150 Meter langen Steilhang zu der Zentrale im "Geren" hinter dem Dorf Realp zu führen. Auch dieses Kraftwerk profitiert von der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV).
Kraftwerk Realp II
Vorsicht bei Fliessgewässern
Besondere Hinweise
Im Urserntal befinden sich einige Wasserfassungen. Das Wasser wird durch Rohre direkt auf die Turbinen der Kraftwerke im Urserntal geleitet.
Wichtig für Menschen, die sich in der Nähe von Bächen oder Stauanlagen aufhalten:
Ein Bergbach lädt an warmen Sommertagen zum Baden ein. Man strebt danach, sich am Ufer nach einer anstrengenden Wanderung zu entspannen. Kaum jemand denkt daran, dass ein harmloses Vergnügen plötzlich zur Gefahr werden kann.
Bei schönem Wetter kann der Bergbach jederzeit und plötzlich zum reissenden Fluss werden!
Der Grund dafür ist, dass Kraftwerke häufig Wasser ablassen müssen und dabei eine Flutwelle auslösen. Solche Flutwellen entstehen bei einem normalen Betrieb von Wasserkraftwerken. Sie können weder verhindert noch vorausgesagt werden. Um die Turbinen nicht zu beschädigen, müssen Sand und Kies in den Wasserfassungen regelmässig entfernt werden, dies findet in unregelmässigen Abständen statt. Die Wasserfassung wird geöffnet, dadurch führt das fliessende Wasser den Sand und die Steine unter grossem Druck in den Bach.
Störungen im Betriebsablauf
Bei grösseren Turbinen- oder Generatorstörungen fliesst plötzlich und unerwartet viel Wasser in den Bach. In Bergbächen und Flüssen ist stets mit einem plötzlichen Hochwasser zu rechnen.
An den betroffenen Bach- und Flussläufen wurden Gefahrentafeln aufgestellt. Diese Tafeln informieren in vier Sprachen und mit Piktogrammen darüber, dass durch den Betrieb der Wasserkraftwerke jederzeit Schwallwasser auftreten kann. Die Warnungen richten sich an Canyonisten, Wassersportler, Wanderer und Fischer. Befolgen Sie bitte die Hinweistafeln.